[Bin ich denn verrückt?]
Tausende von Angeboten umschmeicheln den Menschen in einer verwirrenden Vielfalt, und versprechen, das zu erfüllen, wonach der Mensch sich sehnt. Ob Reichtum, Lebensglück, Erfolg beim anderen Geschlecht, kein Bedürfnis soll ungestillt bleiben. Die größte Sehnsucht des Menschen aber ist die nach Liebe und Geborgenheit, nach Gefühlen großer und tiefer Art, nach etwas, was die meisten Menschen im Alltag oft schmerzlich entbehren: Woche für Woche das selbe Spiel, die selben Abläufe, der selbe Trott, grau, fade, ermüdend, so schleppen sich die Erdenkinder durch ihr tristes Leben.
Überdruß im Überfluß? Menschen, die am tiefsten Punkt ihrer Existenz angelangt sind, und keinen Ausweg mehr sehen, springen von Klippen oder von Brücken, und werfen ihr Leben einfach weg. Wie lange muß man „abwärts” gegangen sein, bis der letzte Hoffnungsfunke in der Seele verglimmt? Bis man dem Abgrund, der sich unter einem auftut, nichts mehr entgegenzusetzen vermag, alle Wunschkraft versiegt, aller Lebenswille gebrochen ist?
Die Geschäftemacher wittern reiche Beute. Sie haben es vor allem auf die Unerfahrenheit der jungen Menschen abgesehen. Lustgewinn und Spaß am Leben wird ganz großgeschrieben. „ONE LIVE. LIVE IT!” „Du lebst nur einmal! Leb" Dich aus!” so suggerieren uns die Dunkelmächte ihre Lebenslügen, die schon längst zum doktrinären Livestyle avanciert sind. Und sie streuen fleißig Pfeffer in die Wunden, und den Sand in unsere Augen: Freiheit! Genieße sie in vollen Zügen! Tue was DU WILLST! Dein Leben ist kurz! Intensiviere Deine Gefühlswelt! Breche aus Deinem grauen Alltag aus! Wie wäre es mit einem Bungee-Sprung am Wochenende?¹ Ein „Superkick”, gefühlsecht und hautnah? Besser als jeder Orgasmus! Der Waaaaaahnsinn! „Ahhhh, gestern war ich Bungee springen, das war der volle Kick, ich kann die Aufregung noch förmlich spüren . . . ” - „3,2,1, ... Bungee!!! - Und mit uns ging es abwärts.”
Höre genau hin, mein Kind! „Und mit uns ging es abwärts”, so schreiben sie in ihren Erfahrungsberichten, dem schwindelerregenden Abgrund entgegen. Wer in Entsprechungen denken kann, der begreift den Zusammenhang mit der „schiefen Lebensbahn”, auf die derartige Menschen geraten sind - einerseits aufgrund von Unwissenheit und Desinteresse am Sinn ihres Daseins und der eigentlichen Aufgabe ihres Erdenprüfungslebens, andererseits aufgrund der Abwendung vom Schöpfer und dessen allumfassender Liebe hin zur selbstsüchtigen Eigenliebe, die alles für sich alleine haben möchte. Die Folge: der Mensch wendet sich voll und ganz seiner Schattenwelt zu, weil er dem göttlichen Licht den Rücken zugekehrt hat! So eilt er denn abwärts auf der schiefen Bahn, verblendet stürzt er sich mit wehenden Fahnen dem Abgrund entgegen, und auf den Fahnen steht geschrieben nur ein Wort: FREIHEIT! Man denke nur einmal an das berühmte Gemälde von Eugène Delacroix „La Liberté guidant le peuple“, auf dem eine Frau mit entblößter Brust über die am Boden liegenden Opfer der Revolution hinwegstürmt. Es ist das eine falsch verstandene Freiheit, die geraubte Freiheit des Trotzes und der Selbstliebe, des Eigensinns und Widerwillens, wie sie manche entnervte Eltern von ihren Rabenkindern kennen.
Interessant ist in diesem Zusammenhang der Ursprung des Bungeespringens, der auf das traditionelle Lianenspringen zurückgeht, wie es von den Eingeborenen in der Südsee, auf der Insel mit dem Namen "Pentecôte" praktiziert wird. Sie bauen einen bis zu 30 Metern hohen Holzturm, der symbolhaft einen riesenhaften Menschen darstellen soll. „Das Sprungbrett wird ba gol genannt („Frucht des Spiels“). Die mittlere, größte der das Sprungbrett stützenden drei Abstrebungen beim gol abri heißt wichin („Penis“), die beiden äußeren nennt man sinbwel ankennen („Schamlippen“).„ (Zitat Wikipedia) Der Sprung der Lianenspringer vom „Penis“ hinunter in den Abgrund - nur durch um die Knöchel gewundene Lianen abgesichert - gleicht also der Ejakulation des Mannes beim Orgasmus; dabei wird im Spannungsfeld von Angst und Lust das sinnliche Empfinden über Nervenreize derart extrem stimuliert, daß die erlebten „Wonnen” wohl als ein Nahekommen an die schöpferische Ekstase Gottes betrachtet werden. In der Tat soll so die Schöpferpotenz der Natur zum Ausdruck gebracht werden, auf daß die Mutter Erde geschwängert, und ihre Fruchtbarkeit dem eigenen Stamm reichen Segen bringe. Wir sehen hier also einen Fruchtbarkeitsritus vor uns, der von einer sehr frühen Kulturstufe unserer Vorfahren zeugt. Für den Entwicklungsgang der Menschheit, die sich mühsam aus dem Dschungel tiefster Sinnlichkeit und dem Gebundensein an die körperlich-materielle Welt zu erheben beginnt, um den Weg der Vergeistigung, der in höhere und lichtere Sphären führt, zu erklimmen, erweist sich ein Gebaren wie das der Lianenspringer oder deren „modernen“ Nachahmer (mit Gummiseil statt Liane) als reine Illusion. Die vorsätzlich ausgelöste Streßsituation und das erzwungene „Überwinden” der natürlichen Todesangst führen zu einer übermäßigen Ausschüttung von Hormonen wie Adrenalin, die schlagartig das Gewebe überschwemmt, so wie es beim Vieh in den Schlachthäusern der Fall ist.
Den Gefühlsrausch bezahlt man mit einer Schädigung der Nerven und der inneren Organe, sowie einem beträchtlichen Verlust körperlicher Intelligenz; dafür steigt „seelisch” gesehen die NEGATIVE INTELLIGENZ, vor allem im Bereich der WAGHALSIGKEIT, stark an. Man kann dann mit der Zeit immer weniger solchen oder ähnlichen Praktiken widerstehen, die eine „magische” Anziehungskraft auszuüben vermögen; hier drängt sich natürlich auch der Vergleich zur Welt der Drogen auf.
Solche und ähnliche Mechanismen sind „Sackgassen” für Menschen, die vor ihren eigentlichen „seelischen” Aufgaben flüchten. Das, was ihnen so sehr fehlt, „Farbe” im Alltag, schöne und tiefe Gefühle, Geborgenheit, MUSS MAN IN SICH SELBST ENTWICKELN - denn wird man als Persönlichkeit „bunter”, vielseitiger, und interessanter, so wird es automatisch auch der Alltag; lernt man, sich selbst zu erkennen und sich mehr und mehr anzunehmen, so erlebt man zunehmend Gefühle der Geborgenheit sowie die Fähigkeit, sich selbst als auch anderen Menschen mehr zu lieben. Man ruht in sich, und hat wenig Bedürfnis nach Abenteuern und „Highlights”, oder nach außergewöhnlichen Stimulanzien.
Wer etwas zutiefst entbehrt, der lernt zu wünschen. Wer zu wenig glücklich im Alltag ist, sollte jeden Morgen inständig, aus ganzem Herzen, wünschen und bitten: „Ich möchte glücklicher werden - was kann ich dazu beitragen?” Wer hier Ausdauer und Tapferkeit an den Tag legt, bekommt die Antworten; nicht sofort, aber nach Wochen und Monaten wird man zu dem, der einem im Spiegel in die Augen schaut, bessere und bessere Gefühle erleben.
¹Es ist in der Tat frappierend: Geborgenheit wird gerne umschrieben mit dem Bild des „Sich vollkommen fallenlassens” (in eine schützende Hand oder einen Schoß, sei es als Kind in den der Mutter, oder in den unseres Vaters, des Schöpfers). Das „Sich fallenlassen” an einem Gummiseil, dem Bungee-Sprung, zeigt in seiner extremen Überzeichnung und Gefährdung drastisch auf, was dem Menschen, der so etwas wagt, zutiefst fehlt, genauso wie demjenigen, der sich in größter Verzweiflung in den Tod „fallen” lässt: Die liebevolle Annahme des eigenen Ich, in aller Unvollkommenheit und Schwachheit, Verzagtheit und Unwissenheit. Entscheidend ist nicht, wo man in seiner Entwicklung steht, sondern der Wunsch und das Bemühen, sich positiv zu verändern und weiter zu kommen.
"Die Heilige Weiße Rose"
Ein Originalgemälde von Sabine Maria Leiendecker.
Die Rose, von allen Dornen befreit, wird zum Symbol der harmonischen Persönlichkeitsentfaltung in der Nachfolge Christi; sie verbindet sich mit dem Kreuz - dem auf Dauer niemand entweichen kann - zum heiligen Rosenkreuz.
„Wer sich um Persönlichkeitsentfaltung und hochwertige Ernährung bemüht, wird jeden Tag mit mehr Intelligenz und Gesundheit in der Seele belohnt. Die Intuition verstärkt sich.”
